Winter 2018

Magdalena und mich hat es hierher verschlagen, teilweise aus Reiselust und teilweise, der Forschung wegen. Ich kannte Röbi schon seit einiger Zeit, hatte aber nie die Gelegenheit ihn in Brasilien zu besuchen. Endlich ergab sich eine Möglichkeit. An der Uni in Edmonton (University of Alberta) forsche ich teilweise an Biokohle und ihren chemischen Eigenschaften. Nun kamen Röbi und ich auf die Idee ein Feldversuch bei ihm zu starten, um die Effekte von Kohle auf die eher schleteren Böden um Paraty herum zu testen.

Am 31. Dezember 2017 ging es für Magdalena und mich endlich los. Wir flogen los (für mih das erste Mal seit fast 10 Jahren). In Rio verbrachten wir 3 Tage und waren erstaunt,  begeistert und angewiedert zugleich. Die Stadt bat viele schöne und weniger schöne Überraschungen und war garantiert ein unvergessliches Erlebnis. Wir waren das erste Mal in Südamerika, konnten uns aber schnell an die neue Welt gewöhnen. Mit den Paar Wörtern Portugiesisch kamen wir auch erstaunlich gut aus. Die Reise nach Paraty liess sich auch fast stressfrei Organisieren. Wir realisierten bald, in Brasilien ist fast alles Möglich, man braucht nur Zeit dafür. Also immer schön extra Zeit einberechnen.

Paraty war für uns eine gute Abwechslung zur lauten und riesigen Party-Stadt Rio. Wir wurden wie geplant von Röbi empfangen und waren auch schon bald in Agradeço. Als Schweizer die in Kanada leben war die Natur hier für uns sehr eindrücklich. Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist gewaltig. Schon einige Tage später hatten wir viele Insekten, Spinnen, Frösche, Eidechsen und Vögel zu Gesicht bekommen. Sogar einer der legendären riesigen Regenwürmer kroch uns einmal über den Weg. Eindrücklich waren die Leuchtkäfer, die uns jeden Abend besuchten. Erstaunlicherweise sind diese nicht mit den europäischen Glühwürmchen verwandt, sondern gehören zu den Schnellkäfern. Mücken waren kaum ein Problem, ausser an einigen Abenden. Viel nerviger waren die kleinen Kriebelmücken und vereinzelte Flöhe (von Hunden).

Tiere von Agradeço von oben links nach unten rechts: Ein Käfer der Familie Passalidae (Zuckerkäfer); Schmetterlingsraume aus der Familie der Megalopygidae; Landplanarie (Stamm der Plattwürmer); Erdwurm (womöglich Familie Glossoscolecidae); weibliche Seidenspinne (Nephila) mit zwei Männchen im Netz; wahrscheinlich die Brasilianische Wolfsspinne; ein Weberknecht.

Es regnete viel, an manchen Tagen 3-4 Studen oder die ganze Nacht. Wir halfen Röbi ein Bisschen beim Bau des Hauses. Die meiste Zeit aber verbrauchten wir für das Forschungsprojekt. Röbi fällte alte und tote Quaresmeira Bäume die dann zerhackt und im speziell dafür hergestellten Ofen pyrolysiert wurden. Der Ofen funktionierte am Anfang gut und hatte eine hohen Kohleertrag, doch es verschlechterte sich mit der Zeit. Wir führten einige Modifikationen durch, um es zu verbessern. Etwa 10 Brenngänge waren nötig um die erforderte Kohlemenge zu produzieren, was etwa 175 kg Holz entspricht. Das ergab etwa 25 kg Kohle. Dann musste die Kohle gemahlen werden. Das war der anstrengenste Teil. Etwa 3 ganze Tage war Magdalena und ich daran beschäftigt. Magdalena trug die Hauptlast des Mahlens. Die Hälfte der Kohle vermischten wir mit Urin für das Experiment. Mühsam sammelten wir Urin über mehrere Tage, doch am Schluss fehlten uns trotzdem einige mL. Am letzten Tag musste fleissig gepinkelt werden um das nachzuholen.

Kohleherstellung von oben links nach unten rechts: verkohlen des Holzes im Steinofen; mahlen mit dem Mahlstein; mahlen mit dem Mörser aus Zement; vermischen der Kohle mit Urin.

Natürlich mussten auch die Testflächen vorbereitet werden. Auf einem Hang (24% Neigung) schnitt Röbi das Gras und wir hackten den Boden auf. Testflächen wurden abgemessen und markiert und als die Kohle bereit war, wurden zwei Testflächen mit dieser vermischt (1 x ohne und 1 x mit Urin). Dann wurden Pflanzen regelmässig angepflanzt. Maniok wurde mit Stecklingen angepflanzt; Papaya als Samen aus gekauften Papayafrüchten und die Bananen als Wurzelstöcke. Sowohl Maniokstecklinge als auch die Wurzelstöcke der Bananen wurden im Voraus ausgesucht und vorbereitet, was mehr als einen ganzen Tag in Anspruch nahm. Am Schluss waren wir ziemlich erschöpft und dennoch stolz auf die geleistete Arbeit. Wie bestellt kam auch der Regen am Ende des Pflanzunstages und wir konnten mit gutem Gefühl das Feld sich selbst überlassen.

Nach dem Abschluss der Pflanzungen. Die Felder wurden danach noch gemulcht um die Samen/Stecklinge vor der Sonne und Erosion zu schützen.

Trotz der vielen Arbeit schafften wir es auch die Umgebung zu erforschen. So zeigte uns Röbi den Jungelweg, den er für zukünftige Touren am präparieren ist. Wir besuchten mehrmals das schöne Städchen Paraty und gingen auch auf eine Bootstour in der Bucht (ca. 40 Real pro Person) mit Bademöglichkeiten und schönen Aussichten. Eindrücklich war auch die Wanderung am letzten Tag bei Röbi. Wir liefen ca. 12 km durch einen kaum begangenen Pfad von Vila Oratorio im Süden von Paraty zum Fijord Saco do Mamanguá. Auf diesem Weg begleitete uns die ganze Zeit ein Hund aus Vila Oratorio und passte immer brav auf unsere Sachen auf während der Mittagspause am Strand. Wir durchquerten eindrucksvolle Schwemmebenen voller an das Wasser angepasster Bäume und zahlreicher Krabben in allen Grössen und Farben. Am Schluss kam es zu einer Passüberquerung. Am Schluss besuchten wir Lili, eine Freundin von Röbi, die uns stolt ihre Gästewohnungen präsentierten und uns gleichzeitig tadelte, dass wir den Hund von Vila Oratorio bis zu ihr hatten mitlaufen lassen, statt ihn zu verjagen. Am Schluss ging doch alles gut aus für den Hund aus, denn Lili fuhr den Hund zurück nach Vila Oratorio. Am nächsten Tag verabschiedetet wir uns von Agradeço und befanden uns wenige Stunden später auf dem Bus nach Rio.

Insgesamt war es eine sehr erfahrungs- und lehrreiche Zeit für uns. Obwohl wir viel gearbeitet haben, fühlten wir völlig erholt als wir zurück in Kanada ankamen. Die viele Sonne, die gute Waldluft und Röbis Lebensart (gesundes Essen, viel Schlaf) waren sicherlicher dafür verantwortlich.

Ausflugsbilder von oben links nach unten rechts: Gassen in Paraty, die periodisch mit Meerwasser überlfutet werden; Ankuft am Fjord nach einer Wanderung durch den Jungel von Vila Oratorio aus; Suche nach dem Weg in der Schwemmebene, die überhäuft war mit Luftwurzeln der Bäume; auf der Passstrasse, Blick auf den Fjord; Abendstimmung in Agradeço; Abschiedsbild mit Röbi, Leite (Mitte unten), und Caroline (links).

Nick Müller

Winter 2013/14

Mein Erfahrungsbericht im Aveia Projekt in Paraty Brasilien.

 

Angefangen hat mein Abenteuer schon in der Schweiz als ich im Reisegepäck eine Stihl Kettensäge mitgenommen habe von Kloten-Schweiz nach Rio de Janeiro-Brasilien.

 

Ich bin gut angekommen in Brasilien nach einem sehr langen Flug.

 

Das Öko Projekt Aveia liegt in der Mitte zwischen Rio de Janeiro und Sao Paulo.

Plus-Minus fünf Stunden Busfahrt von beiden Seiten.

Nach zu langen drei Wochen in Rio de Janeiro war ich froh in der natürlichen Aveia angekommen zu sein, weit weg von der überbevölkerten Gross-Stadt Rio De Janeiro.

In Rio kaufte ich vorab schon eine neue 60 Centimeter Machete mit Lederscheide und eine grosse XXL Hängematte aus brasilianisch heller Baumwolle um gut vorbereitet zu sein, schon bald die Zivilisation gänzlich hinter mir zu lassen.

 

Das Grundstück Aveia ist schön hügelig gelegen im Wald mit einem erfrischenden Bach zum abkühlen und duschen.

Circa 20 Minuten Busfahrt nach Paraty oder ans Meer in die andere Richtung.

 

Es gab viel Pionierarbeit zu leisten, mannshohes Gras zu mähen, Hühnerstall bauen, Bambuswasserdusche aufstellen, sich zurecht finden , Wasser holen bei der Quelle zum kochen, in der Stadt Lebensmittel einkaufen und alles rauftragen.

Robert und Ich verbrachten unseren ersten Monat fast gänzlich ohne Auto ( Fusca - VW Käfer ) 


In der Hängematte schlafen 2 Monate lang war lässig, wenn bloss die vielen Moskitos nicht da wären, manche schlüpfen auch durch das Moskitonetz.

Im Plumsklo war auch hin und wieder eine grosse Spinne zu sehen.

 

Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt in meinem zweimonatigen Paraty Aufenthalt: .

Den echten alt Pionier und Auswanderer, der Willy ( Welschschweizer) mit seiner Brasilianischen Frau Jasni.

Nette junge Leute im Hostel Che Lagarto.

Tanja , Poio und ihr gemeinsamer Sohn Marcus.

Der Randständige Ivan der wie Poio, leider allzu oft gerne Alkohol trinkt, jedoch zum Glück friedlich bleibt.

Die kecke Lilia ;) die alleine versucht ein drei Häuser Gästehaus zu führen, lässig war dass sie auch Deutsch konnte...

 

Auch gab es Schauermärchen die sagten dass sich auf der anderen Seite des Berges schon der Jaguar gezeigt habe, 

beim Poio! und der Jaguar habe angeblich schon Hunde getötet, als die Hunde die Gänse beschützen wollten.

Poio erzählte auch Geschichten von Riesenschlangen und Ivan von Affen die Menschen töten.

Mein Begleiter neben meiner Hängematte war demzufolge eine Axt für den Fall der Fälle und meine Stirntaschenlampe. Wobei die Geschichte mit den Affen zu weit hergeholt war, da ich in dieser Umgebung nur kleine süsse Äffchen sah im Hostel Che Lagarto.

Das Zirkaden Konzert jeden Abend bei der Eindämmerung war eindrucksvoll und ehrfurchstvoll.

 

Natürlich war es eine Freude als wir im Höhepunkt vier Leute gleichzeitig in der Aveia waren, mit Rosa Künstlerin und Sebastian Landschaftsgärtner und Fotograf. Leider waren meine physischen Reserven schon ein wenig angeschlagen zu dieser Zeit wegen der langen Hitzeperiode zuvor.

Wir ( Rosa – Sebastian und ich ) machten einen Ausflug zusammen an den Praia Negra, wir pfadeten uns wie Robinson Crusoe an wunderbaren einsamen Stränden vorbei.( Trekkingtour) 

Der Pelle aus der Schweiz war auch mal noch in der Umgebung von Paraty, der Björn aus Deutschland und der Inti auch ein Schweizer den wir per Zufall kennengelernt haben.

 

Mir genügten oft 2-3 Stunden Arbeit pro Tag wegen der Hitze, den Rest des Tages konnte ich mich verwirklichen zum Beispiel einen Ausflug machen nach *Trindade* dem Karibik ähnlichen Strand mit den grossen runden Steinen.

 

Manchmal hatte ich das Gefühl dass es bis zu 45 Grad heiss war, die brasilianischen Nachrichten berichteten vom wärmsten Sommer seit 70 Jahren.

 

Meine Euphorie galt den roten Samen die ich aus dem Norden Brasiliens mitgebracht habe, ich dachte es seien Pau Brasil Samen ( Brasilholz – eine stark bedrohte Art ) aber es stellte sich leider heraus dass es keine edlen Samen waren, welche ich auf dem Hexenmarkt in Salvador gierig aufgekauft habe! Man lernt nie aus, besonders nicht in einem riesigen Land in dem es noch so riesig viel zu entdecken gibt.

 

Meine Besuche in den drei Indianerreservaten rund um Paraty gehörten zu einem meiner grossen Highlights, besonders den liebenswerten Häuptling kennenzulernen von einem 400 Personen Stamm nähe Angra Dos Reis. Sein Sohn kultivierte wilde Mini Bienen in Holzstämmen, diesen speziellen Honig mit Waben zu essen war sehr exotisch-blumig fein.

 

Nick Müller– Selbstverwirklichungs Mensch