Neues aus AVEIA

Hier ist ein erneuter Hitzeeinbruch erlebbar. Dies nach fast einer Woche Regenwetter. Das Land (Brasilien!) ging knapp einer Wassermangelkatastrophe vorbei. Und natuerlich spuerte dies die AVEIA auch, wenn auch die Baechlein nie versiegten, anders als bei Lilia und Tanja. Ich musste giessen, taeglich. War etwas langweilig. Dann hatte ich fuer neue Kulturen eine Troepflibewaesserung gebastelt, wahrscheinlich die erste hierzulande. Schlaueche angestochen, gar nicht so einfach.
Der letztherbstige Kurs bei Ernst Goetsch hat mir viel gebracht. Horizonte geoeffnet, Mut gemacht, Taboos gebrochen und viel Wissen geschenkt. Einer der gebrochenen Taboos betrifft das vorbereiten eines Agroforstes. Es geht um das Wort RODEN. In einer Gegend, wo wiederholt und zu viel gerodet worden ist, wo die Folgen direkt sichtbar sind in einem kranken, sich nicht erholenden Wald, hin bis zu steppenartigen erodierenden Landschaften, hier Baeume zu faellen, erscheint einem ersteinmal als Sakrileg. Denkt man doch, Wachstum Wachstum. Gibt dem Wald die Chance, sich zu erholen. Ernst aber hat mir die Augen geoeffnet, dass der Wald sich nicht erholen kann. Nicht von der Stufe aus, auf die er heruntergebrochen worden ist. Es fehlt der noetige Boden dazu, das Samenkapital und die benoetigte Pflege. Die kranken, kurzlebigen Baeume brechen, koennen aber nicht fallen, da von Lianen umspannt und verstrebt. Sie bleiben krumm stehen. Tot. An ihnen wachsen aber nun weitere Lianen empor und verdichten die Vegetation zu einem Vorhang, durch den kaum organisches Material zu Boden faellt. Dieser bleibt sandig/lehmig karg und wahrscheinlich stark sauer. Das taboo brechen heisst: alles roden. Eventuell einige Baeume stehen lassen, auch fuer spaeteren Holzgebrauch, und diese bestenfalls stark schneiden, so dass von ihnen ein wurzelirdischer Wachstumsimpuls ausgesendet wird.
Erst langsam getraue ich mich, diese krasse Kur durchzuziehen. In extrem harter Arbeit, "jaete" ich dreidimensional und saege dann die Baeume. Diese lege ich dann in Terassen ab. Da bei mir fast alles in mehr oder weniger starker Hanglage ist, kann ich so einen schnellen Abtrag des Materials verhindern und hoffe, dass sich die Form (Terassen) in Zukunft eingraviert.
Natuerlich macht so eine Rodung mehr Sinn, wenn gleich hinterher neue, gewuenschte Pflanzen eingefuehrt werden. Der Waldboden wird wie ein Feld geplant und besaet, nur viel vielfaeltiger. Baeume fehlen natuerlich nicht, auch wenn schon die Fruchtbaeume das meiste Licht fuer sich brauchen. Doch auch die Baeume koennen einen neuen Charakter bekommen: sei es als Lebewelt fuer Tiere (wie in unseren Hecken), als Nahrungszubereiter fuer anspruchsvollere Pflanzen (indem sie in dem "mageren" Boden die Elemente aufspueren, die andere Pflanzen nicht aufnehmen koennen und sie ueber verschiedene Wege zur Verfuegung stellen) oder schlicht als Spender von organischem Material, indem sie immer wieder kahl geschnitten werden. Natuerlich gehoert auch die Holzproduktion in den Waldgarten. Doch dicke Baeume muessen nicht ueppig und weitaestig sein.
Ich konnte ueber 200 Setzlinge auftreiben, die ich immer dem Regen nach setze. Dazu hacke ich die Erde hinter einer Terasse auf und setze die Setzlinge rein. Daneben stecke ich Manjok und Zuckerrohr. Dann stecke ich Bohnen um alles herum. Ich sollte noch Samen bekommen von Baeumen, Helfern und wertigen, die ich dazwischen saeen werde. Dann gehe ich und ueberlasse alles sich selber, keine Wahl. Und werde sehen, wie sich das alles bewaehrt. Ein Problem ist, dass hier oben im Winter nur wenig Sonne scheint, Suedhang zwar, aber auf der Suedhalbkugel, das heisst.....
Das naechste Haus plane ich fuer naechstes Jahr. Bin noch am ausspaehen wo und wie.... sicher aber fester und mit groesserem Dach.
Bin oft ziemlich am Limit. Und dann kommen erst recht die ganz boesen Muecken, BeissFliegen und Ameisen. Dann heisst es nur noch Wasserfall. Nachts schwirren mir oft noch lange Ideen durch den Kopf und machen ein Entspannen schwierig....
Bin trotzdem oder gerade deswegen froh, um eine baldige Pause....

Robert Ineichen